Autor: Craig Thompson, Seiten: 592, Verlag: Top Shelf Productions
Hey ihr Lieben!
Hier kommt eine Rezension von Blankets, geschrieben von Craig Thompson. Es ist eine Rezension, die ich für ein Seminar verfassen musste, deswegen ist sie auch ziemlich lang, aber ich dachte mir, dass es euch vielleicht auch interessiert.
Art Spiegelmann schrieb Craig Thompson einen
persönlichen Brief voller Lob. Eddie Campbell zeichnete eine scherzhafte Skizze
in welcher er Thompsons Finger bricht. Mit zahlreichem Lob und unter anderem als
„[…] virtual poetry“ (Entertainment
Weekly) bezeichnet, ist Blankets ein Graphic Novel, welches seinem Ruf alle
Ehre macht.
Blankets
ist
ein fast 600 Seiten langes, autobiographisches und auch sehr persönliches Graphic
Novel, illustriert von dem amerikanischen Comiczeichner Craig Thompson, der in
diesem Werk über das Aufwachsen mit streng christlichen Eltern, Abenteuer mit
seinem jüngeren Bruder Phil, sowie seiner erste große Liebe Raina berichtet.
Abgesehen von dem Cover, welches größtenteils in
blauen Tönen gezeichnet wurde, sind die Zeichnungen durchgehend in Schwarz und
Weiß gehalten, der Stil wirkt schon fast karikaturistisch, nach zweitem
Hinsehen aber auch sehr ausdrucksstark und detailreich. Blankets besticht vor
allem durch die wunderschönen Zeichnungen, die aus Craigs Fantasy stammen und Panels
ausfüllen, die teilweise über eine ganze Seite reichen.
Immer wieder entführt Craig den Leser in eine Art
Fantasy Welt, in der er mal selber der Held sein kann und Abenteuer erlebt,
ganz im Gegenteil zu seinem eigentlichen Leben.
Wie das Cover vermuten lässt, spielt Craigs erste
große Liebe, Raina, in Blankets eine
zentrale und wichtige Rolle. Die beiden lernen sich im Kirchencamp lernen, und
als Craig sie später besucht, wird klar, dass tiefer gehende Gefühle im Spiel
sind. Auch Rainas Leben wird in Blankets abgebildet; sie hat sie zwei
behinderte Geschwister, ihre Eltern trennen sich und sie muss auf das Baby
ihrer großen Schwester aufpassen, weil diese mal wieder keine Zeit hat. Es
entsteht nach und nach der Eindruck, dass Raina Craig schon fast als eine Art
Fluchtmöglichkeit aus ihrem eigentlichen Leben sieht, während Craig sie nahezu vergöttert
und als seine Muse bezeichnet.
Neben Raina gibt es aber noch eine weitere, sehr
wichtige Person in Craigs Leben: seinen jüngeren Bruder Phil. Es gibt immer
wieder Flashbacks zurück zu der Kindheit von den beiden, wo sie sich, da das
Geld oft knapp war ein Bett, und im Winter auch eine Decke teilen müssen.
Dieses Bett wird von den beiden allerdings oft in ein Schiff verwandelt und sie
erleben viele Abenteuer zusammen auf ihrem imaginären Schiff und vertreiben
sich so ihre Zeit.
Doch es gibt auch schlechte Erinnerungen, die Craig an
die Kindheit hat, zu einem der brutale Vater, der die beiden hart bestraft hat,
wenn sie Ärger machen und zum anderen der sexuelle Missbrauch durch den
Babysitter, den Craig nach und nach darstellt. Es wird klar, dass er sich
Vorwürfe macht, da er seiner Meinung nach, Phil damals nicht beschützt hat.
Von den Flashbacks zurück in die Realität, wird klar,
dass Craig und Phil sich auseinander gelebt haben. Doch mithilfe ihres
gemeinsamen Interesses; dem Zeichnen, finden die beiden wieder zueinander.
Religion in Blankets ist ebenfalls ein großes und auch
heikles Thema. Craigs Eltern sind streng christlich und leben auch noch diesen
Regeln, es gibt nur wenig Unterhaltung, kaum Fernsehen, keine Musik, nur die
Comics aus der Zeitung. Craig muss regelmäßig ins Kirchencamp und in den
Gottesdienst. Im Buch wird klar, dass Craig die Kirche als eine Art
Unterdrückung empfindet und mit dem Leben, das seine Eltern ihm aufzwängen
nicht glücklich ist. Beispielsweise fühlt er sich auch schuldig und dreckig,
als er bemerkt, dass er Gefühle für Raina entwickelt und versucht sich mit
Gebeten von dieser Sünde zu befreien. Dennoch empfindet er nicht nur negative
Gefühle gegenüber der Kirche. So liest er regelmäßig die Bibel, einzelne
Kapitel werden im Graphic Novel selber auch zeichnerisch dargestellt, und er
versucht sich durch das Lesen schon fast zwanghaft an die Religion zu klammern
und ein guter Christ zu sein.
Craig Thompson selber verfasste diese Autobiographie,
um seinen Eltern mitzuteilen, dass er nicht mehr christlich ist.
Blankets
hat
nicht den spannendsten Plot, das Buch besteht zu einem großen Teil aus
Flashbacks, es ist eine Art Entwicklungsroman, der zeigt, wie Craig aufwächst,
welche Erlebnisse und Personen ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er jetzt
ist.
Der Titel selber, Blankets (auf Deutsch: Decken),
zieht sich durch den gesamten Comic. Von Kindheit an, teilen Craig und Phil sich
oft eine Decke, besonders wenn die Heizung im Winter ausfällt. Raina schenkte
ihm eine selbst gemachte Patchwork Decke, die er bis heute behalten hat. Die
Decken sind immer als positive, wärmende und schon fast beschützende Elemente
in der Story eingebunden.
Die Frage ob Blankets auch wirklich eine
Autobiographie ist, kann schnell beantwortet werden. Es können zahlreiche
Parallelen zwischen dem Craig im Comic und Craig Thompson selber gezogen
werden. Allein vom äußerlichen her wirken die beiden Craigs sehr ähnlich. Auch
die Familie weißt Ähnlichkeiten auf. Craig Thompson wurde in Wisconsin groß. Er
hat einen Bruder namens Phil und seine Eltern hatten kaum Geld, sind streng christlich gewesen, sodass seine
Geschwister und er weder Zugang zu Filmen oder TV Serien noch Musik hatten und
als einzige Art der Unterhaltung Comics aus der Zeitung zur Verfügung standen.
All das wird auch bei Blankets thematisiert, sodass
sich die Authentizität des Comics einem praktisch entgegenschlägt.
Die großen Action Szenen fehlen bei Blankets, es
beinhaltet auch nicht die spannendste Story, aber dafür überzeugt das Graphic
Novel durch viele und große Gefühle und wunderschöne Zeichnungen. Eine gewisse
Melancholie schwingt auf den zahlreichen Seiten mit. Blankets zieht einen in
seinen Bann und verzaubert.
Das war meine Rezension von Blankets. Ich hoffe sie gefällt euch und ich hoffe, ihr versucht euch auch an dem Buch und erschreckt auch nicht vor den vielen Seiten, die einem nur so entgegenschlagen.
Luisa(:
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